© 2024 LehárTHEATERostern
LehárTHEATERostern
Der   Journalist   und   Schriftsteller   Anton   Kuh   (1890-1941)   wurde   im dritten   Wiener   Gemeindebezirk   im   sog.   Weißgerberviertel   in   der Matthäusgasse   5   geboren.   Hier   wuchs   er   auf   und   fand   bald   an die     Besucher     der     Literatencafés     Griensteidl,     Central     und Herrenhof   Anschluss.   Er   hielt   sich   oft   in   diesen   Lokalen   auf,   um "über   das   nachzudenken,   was   die   andern   draußen   nicht   erleben". Da         er         seinen         bürgerlichen         Namen         Kohn         nicht verwechslungssicher   erachtete,   nannte   er   sich   fortan   Anton   Kuh. Später   veröffentlichte   er   speziell   im   Ausland   noch   unter   einem weiteren Pseudonym als „Yorick“ seine Werke. Nach   dem   Ersten   Weltkrieg   übersiedelte   Kuh   ins   Hotel   Beatrix, Landstraßer   Hauptstraße   10.   Er   schrieb   vor   allem   Feuilletons   für das "Prager Tagblatt", den "Frieden" und den "Morgen". Im   Veranstaltungskalender   des   "Prager   Tagblattes"   hat   sich   Kuh unter   anderem   einmal   mit   der   folgenden   fingierten   Ankündigung einen     Spaß     geleistet,     über     den     damals     ganz     Prag     lachte: "Donnerstag,     8     Uhr     abend.     Lese-     und     Redehalle     liberaler Studenten."   (Die   gab   es   wirklich.)   "Lichtbildervortrag:   Wer   schläft mit Fräulein Bunzl? Anschließend Diskussion.“ Ab   1915   war   er   durch   seine   spontanen,   geistreichen   Monologe   im Café    Central    berühmt,    was    Egon    Friedell    veranlasste,    ihn    als einen      "Sprechsteller"      zu      bezeichnen.      (Andere      Chronisten sprechen    diese    Wortschöpfung    allerdings    Kurt    Tucholsky    zu.). Seine   Monologe   fanden   in   der   "Fackel"   negative   Kritik,   und   die Gegensätzlichkeit   zwischen   Karl   Kraus   und   Anton   Kuh   artete   nicht selten   in   bösartige   Attacken   und   Polemiken   aus.   So   verfasste   Kuh 1925     ein     Pamphlet     gegen     Kraus     mit     dem     Titel     "Der     Affe Zarathustra". Mitte   der   1920er   Jahre   ging   er   nach   Berlin,   wo   er   unter   anderem für   die   "Weltbühne"   schrieb.   1933   kehrte   der   Schriftsteller   nach Wien   zurück.   1938   verließ   er   die   Stadt   mit   dem   letztmöglichen Zug   in   Richtung   Frankreich   und   emigrierte   schließlich   1939   nach New     York.     In     seinen     letzten     Lebensjahren     wandte     er     sich nachdrücklich   gegen   den   Nationalsozialismus.   1981   erschien   ein Sammelband   seiner   Schriften   mit   dem   Titel   "Luftlinien"   und   1983 "Zeitgeist im Literaten-Café". Als    brillanter    Feuilletonist    mit    blendendem    Intellekt    und    Witz kommentiert    er    in    teils    wehmütig    spöttischen,    meist    jedoch ironisch    distanzierten    Kommentaren,    die    bis    heute    nichts    von ihrer   Aktualität   verloren   haben,   das   Tagesgeschehen   seiner   Zeit. In   nur   scheinbar   amüsanten   Glossen   und   Humoresken   zeigt   er den    Zerfall    der    ehemaligen    Monarchie    und    des    noch    jungen Österreichs      auf.      In      seinen      Szenen      schwingen      deutlich Verbitterung und Trauer über die Auswirkungen der politischen Ereignisse    mit.    Unaufdringlich    hält    er    in    diesem    Oevre    seinen Mitmenschen     einen     Spiegel     vor     Augen.     Brillanter     Wortwitz, geschärfte    Beobachtungsgabe    und    blendender    Intellekt    geben ein   Sittenund   Stimmungsbild   des   damaligen   Österreichs   bis   kurz vor   Hitlers   Einmarsch   wider.   Er   setzt   damit   liebevoll   und   böse zugleich dem "unsterblichen Österreicher“ ein Denkmal. ASTORMEDIA     Dkfm.Willi     Schlager     1040     Wien     Tel     914     4281 willi.schlager@chello.at  -  www.astormedia.at

Anton Kuh

"Sprechsteller" aus dem Weißgerberviertel

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Der    Journalist    und    Schriftsteller    Anton    Kuh    (1890-1941) wurde     im     dritten     Wiener     Gemeindebezirk     im     sog. Weißgerberviertel   in   der   Matthäusgasse   5   geboren.   Hier wuchs     er     auf     und     fand     bald     an     die     Besucher     der Literatencafés       Griensteidl,       Central       und       Herrenhof Anschluss.   Er   hielt   sich   oft   in   diesen   Lokalen   auf,   um   "über das     nachzudenken,     was     die     andern     draußen     nicht erleben".    Da    er    seinen    bürgerlichen    Namen    Kohn    nicht verwechslungssicher     erachtete,     nannte     er     sich     fortan Anton   Kuh.   Später   veröffentlichte   er   speziell   im   Ausland noch   unter   einem   weiteren   Pseudonym   als   „Yorick“   seine Werke. Nach    dem    Ersten    Weltkrieg    übersiedelte    Kuh    ins    Hotel Beatrix,   Landstraßer   Hauptstraße   10.   Er   schrieb   vor   allem Feuilletons   für   das   "Prager   Tagblatt",   den   "Frieden"   und den "Morgen". Im   Veranstaltungskalender   des   "Prager   Tagblattes"   hat   sich Kuh   unter   anderem   einmal   mit   der   folgenden   fingierten Ankündigung   einen   Spaß   geleistet,   über   den   damals   ganz Prag     lachte:     "Donnerstag,     8     Uhr     abend.     Lese-     und Redehalle     liberaler     Studenten."     (Die     gab     es     wirklich.) "Lichtbildervortrag:      Wer      schläft      mit      Fräulein      Bunzl? Anschließend Diskussion.“ Ab    1915    war    er    durch    seine    spontanen,    geistreichen Monologe    im    Café    Central    berühmt,    was    Egon    Friedell veranlasste,   ihn   als   einen   "Sprechsteller"   zu   bezeichnen. (Andere      Chronisten      sprechen      diese      Wortschöpfung allerdings   Kurt   Tucholsky   zu.).   Seine   Monologe   fanden   in der    "Fackel"    negative    Kritik,    und    die    Gegensätzlichkeit zwischen   Karl   Kraus   und   Anton   Kuh   artete   nicht   selten   in bösartige   Attacken   und   Polemiken   aus.   So   verfasste   Kuh 1925   ein   Pamphlet   gegen   Kraus   mit   dem   Titel   "Der   Affe Zarathustra". Mitte   der   1920er   Jahre   ging   er   nach   Berlin,   wo   er   unter anderem    für    die    "Weltbühne"    schrieb.    1933    kehrte    der Schriftsteller   nach   Wien   zurück.   1938   verließ   er   die   Stadt mit   dem   letztmöglichen   Zug   in   Richtung   Frankreich   und emigrierte    schließlich    1939    nach    New    York.    In    seinen letzten   Lebensjahren   wandte   er   sich   nachdrücklich   gegen den   Nationalsozialismus.   1981   erschien   ein   Sammelband seiner     Schriften     mit     dem     Titel     "Luftlinien"     und     1983 "Zeitgeist im Literaten-Café". Als   brillanter   Feuilletonist   mit   blendendem   Intellekt   und Witz   kommentiert   er   in   teils   wehmütig   spöttischen,   meist jedoch   ironisch   distanzierten   Kommentaren,   die   bis   heute nichts      von      ihrer      Aktualität      verloren      haben,      das Tagesgeschehen   seiner   Zeit.   In   nur   scheinbar   amüsanten Glossen     und     Humoresken     zeigt     er     den     Zerfall     der ehemaligen   Monarchie   und   des   noch   jungen   Österreichs auf.   In   seinen   Szenen   schwingen   deutlich   Verbitterung   und Trauer über die Auswirkungen der politischen Ereignisse    mit.    Unaufdringlich    hält    er    in    diesem    Oevre seinen   Mitmenschen   einen   Spiegel   vor   Augen.   Brillanter Wortwitz,   geschärfte   Beobachtungsgabe   und   blendender Intellekt      geben      ein      Sittenund      Stimmungsbild      des damaligen    Österreichs    bis    kurz    vor    Hitlers    Einmarsch wider.    Er    setzt    damit    liebevoll    und    böse    zugleich    dem "unsterblichen Österreicher“ ein Denkmal. ASTORMEDIA   Dkfm.Willi   Schlager   1040   Wien   Tel   914   4281 willi.schlager@chello.at  -  www.astormedia.at

Anton Kuh